Schnee von gestern, Schnee vom letzten Jahr? Vielleicht. Aber ich wollte es trotzdem unbedingt erzählen: Am 2. Weihnachtsfeiertag war ich im Gottesdienst, und wie jedes Jahr ging es auch 2016 in der Messe um den heiligen Stephanus, den ersten Märtyrer der Kirche.
In der Predigt betonte der Pfarrer, dass es beim Martyrium in erster Linie gar nicht darauf ankommt, dass man sich ermorden lässt… sondern darum, dass der Märtyrer bis zuletzt für etwas eintritt. Und dass er Zeugnis ablegt, sich zu seinem Glauben – oder meinetwegen in säkularisierten Zeiten auch ganz allgemein: Zu seinen Werten, seinen Überzeugungen – konsequent bekennt. Ganz ehrlich: Die Predigt hat mich zum Nachdenken angeregt. Darüber, was ich glaube. Und darüber, was ich im Alltag lebe.
Nach der Messe erhielten die Kirchbesucher eine schriftliche Einladung, zusammen gut zu sein. Und als ich sie las, war irgendwie klar, dass ich diesen Artikel schreiben müsste: Die Einladung war als Dankesschreiben an die Mitglieder der Gemeinde formuliert, die im vergangenen Jahr schon gute Menschen waren – verbunden mit der Bitte, sich auch 2017 wieder einzubringen. Unterschrieben war das Ganze vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki, und seine Worte rührten mich – wie davor schon die Predigt im Weihnachtsgottesdienst: Ich habe nämlich im letzten Jahr tatsächlich versucht, ein guter Mensch zu sein, und ich habe tatsächlich versucht, konsequent für meinen Glauben, meine Überzeugung einzutreten… wenn auch gelegentlich nur mit mäßigem Erfolg.
Nun hatte ich, so verrückt das auch scheinen mag, das Gefühl, dass der Bischof selbst mir ganz persönlich „Danke“ sagt. Mir… und all den anderen guten Menschen, die viel zu oft als „Gutmensch“ diffamiert werden. Und denen man eigentlich gar nicht oft genug Danke sagen kann.
Denn ehrlich, ganz im Vertrauen, ganz unter uns: Was ist eigentlich schlecht daran, gut zu sein? Wäre schlecht sein etwa besser? Eigentlich sollte sich die Frage ja von selbst beantworten, trotzdem sei sie hier ganz kurz gestellt… Denn: das wird man ja noch fragen dürfen!
Ich persönlich bin mir ziemlich sicher, dass nichts Schlechtes daran ist, gut zu sein. Und sich zur positiven Kraft des Guten zu bekennen? Auch das ist sinnvoll, richtig, generell stets zu begrüßen. Vor allem in einer Zeit, die vielen deshalb so hart vorkommt, weil so viele sich verhärtet haben.
Ist das jetzt pathetisch? Natürlich ist es das. Und gerade darum ist es nötig. Keiner kann immer nur perfekt sein. Aber so oft wie möglich so gut zu sein, wie es die Umstände und die eigenen Fähigkeiten mir erlauben, ist nicht nur richtig im ethisch-moralischen Sinn, sondern auch unter strategischen Gesichtspunkten sinnvoll: Langfristig sichert es neben dem Fortbestand des eigenen Stammes auch den der gesamten menschlichen Rasse und (sofern man das Gutsein auch auf Tiere, Pflanzen und die Umwelt allgemein ausdehnt) des ganzen Planeten sowie der diversen Lebensformen, die das Leben auf ihm formen.
Das alles und noch viel mehr schoss mir durch den Kopf, als ich die Karte sah, die auf dem Bild zu sehen ist. Deshalb musste ich sie unbedingt fotografieren und das Bild dann auch hier zeigen.
Was mir die Kombination von Bischofswort und Weihnachtspredigt bewusst gemacht hat: Dass wirklich nichts Schlechtes daran ist, ein guter Mensch zu sein. Auch wenn man deshalb manchmal als #gutmensch tituliert wird. Und dass man sich als guter Mensch viel öfter zu erkennen geben sollte, damit die sogenannten Gutmenschen aller Länder eines Tages sagen können: #wirsindda. Vielleicht würde es ja wirklich helfen, öfter mal im Alltag Zeugnis abzulegen und gemeinsam festzustellen, dass das Gutmenschsein prinzipiell nichts Schlechtes ist. Vielleicht finden wir dann ja sogar irgendwann heraus, was wir gemeinsam #bessermachen könnte. Vielleicht wäre das ein schönes Ziel, auf das man in den nächsten Jahren hinarbeiten könnte.
ja es scheint so als ob nur Normalsterbliche probieren ein Gutmensch zu sein. Stell doch vor wenn alle Billionairen ein Gutmensch waeren, dann waere schon laengst der Weltfrieden eingetreten. Tja, Geld und Gutmensch passen nicht in einem Boot. Wobei man gerade mit viel Geld andere Menschen helfen kann.
„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als…“ hat mal irgendwer gesagt. Aber nicht ganz so gute Menschen gibt’s wohl in jeder sozialen Schicht. Da kann man sich mit arrangieren – muss man aber sicher nicht. Im Grunde steckt bestimmt in jedem und in jeder ein*e Gute*r. Man muss halt nur bereit sein, den oder die auch rauszulassen…