Heute gibt es auf diesem Blog eine Premiere: Ich zeige ein Bild, das ein lieber Freund von mir auf meinen Wunsch hin angefertigt hat. Zu sehen ist eines der Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe, in meinen Händen. Eigentlich hatte ich hier eine Rezension zu diesem Buch schreiben wollen. Und es wäre durchaus verdient gewesen: „Der Europäische Traum“ von Jeremy Rifkin ist ein durchaus gutes Buch, das einige nachdenkenswerte Thesen enthält. Zum Beispiel diejenige, dass Glaube, Vernunft und Empathie wichtige Bestandteile einer psychischen Verfasstheit sind, die den Europäern das Leben miteinander leichter machen kann.
Aber dann: Auch Thomas Melles Autobiografie zu lesen war für mich ein spannendes Erlebnis, und auch sein Buch wollte ich schon länger in den höchsten Tönen loben – was hiermit en passant erledigt sei: „Die Welt im Rücken“ ist kraftvoll geschrieben und authentisch, und das Buch erlaubt den Blick in einen manisch-depressiven Geist, der vielen normal Denkenden nur schwer verständlich scheint. Auch dieses Buch hatte ich zeitweise rezensieren wollen. Hätte aber vermutlich auch nicht viel mehr schreiben können, als andere Rezensenten schon geschrieben hatten – und mir die Mühe deshalb letztlich doch gespart.
Vielleicht ist es ja auch viel spannender, über das Lesen an sich zu schreiben? Tatsächlich ist es so, dass die beste Frau von allen mir schon im letzten Sommer dazu geraten hatte, öfter mal ein Buch zu lesen. Ihr war aufgefallen, dass ich große Teile meiner Inspiration aus Presseartikeln im Netz beziehe… und dass ich es mir dadurch unnötig schwer mache, tiefere Gedanken zu entwickeln. Denn es ist nun einmal so: Nachrichtenmeldungen und kürzere Essays lassen sich relativ schnell konsumieren, mögen auch die eine oder andere Anregung zum Weiterdenken enthalten, aber so ein komplettes Buch bietet dem Geist wesentlich mehr Futter, mit dem er sich beschäftigen kann. Oder anders ausgedrückt: Bücher haben tatsächlich einen höheren „geistigen Nährwert“. Und dem Geist Nahrung zu liefern ist ja oft das erklärte, zumindest aber das implizierte Ziel des Menschen, der ein Buch zur Hand nimmt. Gedanken nachvollziehen, die sich jemand anders zu einer ganz anderen Zeit an einem ganz anderen Ort gemacht hat, hilft dem Geist wach zu bleiben und führt manchmal zu ganz neuen Einsichten.
Aber nicht nur das Lesen, auch das Schreiben ist eine durchaus wunderbare Tätigkeit: Gedanken, die sich im eigenen Kopf befinden, in eine nachvollziehbare Form zu bringen – das hat schon was. Sie dann auch noch öffentlich zu präsentieren, erfordert natürlich Mut. Und ein wenig Disziplin: Denn wenn man Texte im Internet zugänglich macht, dann achtet man im Idealfall auch darauf, dass sie lesenswert sein sollen. Das Publikum, so spärlich es diesen konkreten Blog auch besuchen mag, soll ja auch ein wenig unterhalten werden.
Denn nur, wenn das Publikum sich unterhalten fühlt, kann das auch zu einer Unterhaltung führen. Die Kommentarspalten unter den meisten Artikeln dieses Blogs sehen zwar arg leer aus… aber im Offline-Alltag fällt mir schon manchmal auf, dass der kommunikative Aspekt des Bloggens auch in der analogen Welt Effekte zeitigt.
Wie schließe ich diesen Artikel? Vielleicht mit dem aktuellen Lesetipp: „Homo Deus“ von Yuval Noah Harari: Ich bin noch nicht ganz damit durch, aber was ich bisher dort lesen durfte, hat mich schon sehr zum Nachdenken angeregt. Und vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal die Gelegenheit für ein Gespräch auch über dieses Buch.
Ein Gedanke zu „Lesen und lesen lassen“