Sie schlugen ihn
bis dass er blutete
und aus den Wunden wuchsen
rote Rosen
wurden ihm
ein Garten der Erkenntnis.
…Seltsamer Einstieg für einen Blogbeitrag. Diese sechs Zeilen schrieb ich vor langer Zeit, 1993 muss es wohl gewesen sein, aus Gründen. Ich war wohl gerade 24 Jahre alt, halb so alt wie jetzt, und litt gerade unter der Trennung von einer Frau, die ich damals für die einzige hielt, die ich je würde lieben können. Sie hatte mich ihren „persönlichen Jesus“ genannt, und als sie sich von mir trennte, war das für mich die „persönliche Kreuzigung“ – das obenstehende Gedicht stellt insofern einen Teil meiner „persönlichen Passionsgeschichte“ dar.
War das jetzt zu verwirrend? Gut, dann komm‘ ich nochmal rein.
Als ich neulich mit Kata in der alten Lagerhalle war, hatte ich auch Gelegenheit, ein paar Fotos von der Location zu machen – und als ich sie im Nachgang unseres Shootings ansah, da dachte ich bei mir, die Bilder dieser leeren Räume können ja irgendwie auch sehr symbolisch verstanden werden. Wenn ein Mensch geht, hinterlässt er immer auch einen leeren Raum, wo er vorher war. Auch in der Industriebrache, die wir besuchten, hatten früher Menschen gearbeitet. Aber keiner von ihnen ist zurückgeblieben. Deshalb konnten die empty rooms, von denen ich hier schreibe, von Vandalen verwüstet werden, deshalb sind sie heute so verfallen. Aber als damals alles vorbei war mit meiner „persönlichen Maria Magdalena“ (ich nenne sie hier mal einfach so), da blieb ich zurück.
Weil ich zurückblieb in den Räumen unserer gemeinsamen Beziehung, konnte ich mich ans Aufräumen machen: Es war viel zu Bruch gegangen, das zunächst aufgeräumt werden musste, dann erst war es möglich, die empty rooms zu reinigen, zu renovieren und wieder neu bewohnbar zu machen.
Ich hatte viel Glück: Die Arbeit musste ich nicht allein erledigen, sondern bekam Hilfe von wunderbaren Freunden, auch von völlig Fremden und von Familienmitgliedern, ganz besonders von der besten Frau von allen. Vermutlich wäre ich allein an der Aufgabe auch gnadenlos gescheitert: Ich habe eine Tendenz dazu, mich zu verzetteln – aber wenn es eine Struktur gibt, einen Rahmen, in dem ich operieren kann, dann arbeite ich von Zeit zu Zeit sogar ganz gern… und manchmal, mit ein wenig Glück, sogar halbwegs effektiv. Deshalb kann ich in diesem Text einen Teil der renovated rooms präsentieren. Der Geist meiner „persönlichen Maria Magdalena“ schwebt immer noch in diesen Räumen, irgendwo – aber ich habe mich mit ihm versöhnt.
Und das Gedicht? Ich zeig’s aus einer sentimentalen Laune heraus, weil ich neulich wieder daran denken musste, wie das alles damals war. Hier die ganze „Passionsgeschichte“ zu erzählen, würde den Rahmen eines Blogbeitrags sicher sprengen. Vielleicht erzähle ich sie ja das nächste oder übernächste Mal, falls irgendwer sich dafür interessieren sollte. Für heute gibt’s nur ein paar Fotos von leeren Räumen, die mich halt irgendwie an irgendwas erinnert haben.