Flying High

Das Foto, das ich diese Woche zeige, ist auch schon wieder gut zwei Jahre alt… Flugzeug und Kondensstreifen über dem Wellington Monument habe ich damals in Dublin aufgenommen, im Phoenix Park, wo das Monument steht, und da dachte ich mir: Komm, das passt zum Thema, damit illustrierst du jetzt den Blogbeitrag der Woche.

Aber worum geht’s denn diesmal eigentlich? Natürlich geht’s nicht um den Urlaub, der abgesehen davon, schönen Dank der Nachfrage, durchaus wunderbar war, und es geht auch nicht um Wellington und das nach ihm benannte Monument, obwohl auch dieser Riesenobelisk komplexe Gedanken in mir auslöste, als ich im Sommer 2015 vor ihm stand. Es geht um das Flugzeug auf dem Bild. Oder eher darum, was es symbolisieren könnte…

Tatsache ist: Ich habe das Gefühl, dieses Blog hat in den letzten Monaten seine Leser gelegentlich überfordert… Zum Beispiel mit den Texten über Pfingsten, über die Heimat oder über leere Räume dürfte ich manchem Leser ein kräftiges „WTF?!“ entlockt haben. Ob das so ungefähr hinkommt? Ich weiß es nicht… Man sagt zwar, Kommunikation soll keine Einbahnstraße sein, dieses Blog allerdings lebt in erster Linie davon, dass ein Sender (also ich) sein Zeug ins Netz stellt – und damit einen sehr eingeschränkten Empfängerkreis erreicht. Die Zugriffszahlen kommentieren meine Texte laut und deutlich, und meist sagen sie: Wayne interessiert’s, was du hier von dir und deiner kleinen Welt erzählst?

Natürlich zersplittert jedes Mal mein armes Herz, wenn ich realisiere, wie wenig ich gelesen werde. Schließlich ist so ein Blog ja oft auch dafür gedacht, dem Ego einen Boost zu geben. Auch, wenn ich im persönlichen Gespräch nie zugeben würde, dass das eventuell in meinem Fall genauso zutreffen könnte wie bei manch anderem Blog oder bei manch anderer Facebook-Fanseite. Schließlich sagt mein Mission Statement in der aktuellen Fassung, dass es hier nicht nur um mich gehen soll, sondern auch um Fotografie und Kommunikation, oder zumindest um ein Kommunikationsangebot. Der Witz an der Kommunikation ist allerdings: Man kann sie nun mal leider nicht allein betreiben, es sei denn, man zählt das gute alte Selbstgespräch und den inneren Monolog des Autors im weitesten Sinne auch dazu. Vielleicht sollte ich die Hoffnung, dass hier so etwas wie Dialog stattfinden kann, aber auch still begraben und mich neu besinnen: Dann verstehe ich das, was ich hier im Netz publiziere, eben nicht mehr als den Versuch, irgendwie ins Gespräch zu kommen, sondern als literarische Selbstentblößung – und bin am Ende dankbar, dass sie nur ein beschränktes Publikum findet, weil es umso peinlicher werden könnte, je mehr Leute mitlesen?

Man merkt es diesen Worten an: Nach gut acht Monaten stellt sich mir die Frage, wohin es gehen soll mit diesem Blog. Eigentlich hatte das Projekt wohl als Fotoblog gestartet, hat sich dann aber doch recht schnell von diesem Konzept verabschiedet – immer wieder ging es auch um andere Dinge, die mir im Kopf herumschwirrten, ob es nun die Einladung des Kölner Erzbischofs war, gemeinsam gut zu sein, der Brief an eine unbekannte Fee, den ich im Januar hier veröffentlichte oder eine Vision vom Übermorgen, die ich eigentlich nur für mich und für den Spiegel schrieb, dann aber im Februar auch hier teilen musste, weil der Text sonst eh nicht veröffentlicht worden wäre.

Die beste Frau von allen meinte neulich erst zu mir, ich solle doch zum Fotoblog-Konzept zurückkehren, vielleicht etwas mehr über Fototechnik schreiben… aber zumindest für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, der Welt jede Woche mindestens einen neuen Text zu präsentieren. Und im Moment kommt es mir utopisch vor, jede Woche einen neuen Text über Fotografie, Bildbearbeitung, die neuesten Lightroom-Presets oder coole Hardware für Fotografen zu veröffentlichen. Natürlich, von Zeit zu Zeit soll es das auch geben, aber eben nicht primär, weil ich darüber – zumindest aktuell – nicht jede Woche schreiben könnte. Also, es hilft wohl alles nichts: Auch in den nächsten Wochen gibt es hier neben oder unter den selbstgemachten Fotos, die ich weiter zeigen will, regelmäßig ein paar „Berichte aus der Denkwerkstatt des Thomas I.“ zu lesen. Dass so etwas auch in einer gnadenlosen Demaskierung des Autors resultieren kann, muss wohl billigend in Kauf genommen werden. Ist bei einem persönlichen Blog ja wohl auch ein Stück weit so gewollt.

„Der Kaiser fühlt sich nackt am wohlsten“, hat ein kluger Mann einmal gesagt… Oder war das etwa ich? Im Prinzip ist es egal. Nur, wer sich frei macht, kann am Ende seine Freiheit finden. Und Freiheit ist, das hat wirklich mal ein kluger Mann gesagt, das einzige, was zählt. Aber natürlich erfordert sie auch Verantwortung, wohlgemerkt: Ich will mir also Mühe geben, den potentiellen Leser nicht zu sehr zu überfordern mit dem Zeug, das hier in den nächsten Wochen und Monaten zu lesen sein wird… Hektische Aktionen rufen meist ohnehin nur hektische Reaktionen hervor. Das ist so die Lektion, die ich aus den letzten Wochen und Monaten mitgenommen habe.

Zum Schluss noch die magischen drei Worte, die diesem Blogbeitrag ein gutes Ende geben: Icarus has landed. Und nach der Landung ist ihm aufgefallen, dass es auch auf dem Boden viel für ihn zu tun gibt. Vor dem nächsten Abflug sind wohl einige Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen: Wish me luck. Wer mich kennt, kann sich eh sicher denken, wofür ich das brauche. Und wer’s nicht weiß, der darf gerne fragen.

Ist aber natürlich kein Muss… Für die, die eher in der Beobachterperspektive bleiben: Es ist okay. Macht’s euch bequem, nehmt euch einen Keks, viel Spaß auch weiterhin bei der Lektüre dieses Blogs.

Autor: Thomas

Geboren im Frühjahr 1969, vermutlich als Teil des Manjurian Program jahrelang darauf trainiert, die USA im Ernstfall zu verteidigen. Bei einem Aufenthalt in Japan sensibilisiert worden für amerikanische, russische und japanische Kriegsverbrechen, jahrelang als "Ronin Warrior" zwischen Ost und West unterwegs. Super Soldier. Kriegsheld. Iron Man.

3 Gedanken zu „Flying High“

  1. Hallo Thomas
    ich bin nicht der Meinung, dass du ein reiner Foto-Blocker sein solltest, da du wirklich gut formulieren kannst. Ich empfinde es als Bereicherung deine Texte zu lesen, obgleich ich oftmals ganz anderer Meinung bin, denke ich jedes Mal sehr gut formuliert.
    Zum Beispiel wenn du über den Glauben schreibst, schreibst du so, als sei dies absolut gültig. Ich empfinde dies dann ein bisschen einseitig auf die evangelische Religion bezogen.
    Hast du schon mal fuer eine Online- oder andere Zeitung geschrieben, da könnte man Ggf. ein größeres Publikum ansprechen, wenn es Dir gut tun würde.

    Viele liebe Grüße!

    Ikarus lehrt uns flieg nicht so hoch.

    1. Hallo Kerstin,
      Danke für dein Lob, und danke für das Feedback zu meinem „Blogtext mit Gottesbezug“… Der war zwar von einer „evangelischen“ Aktion inspiriert, sollte aber generell überkonfessionell und religionsübergreifend verstanden werden. Aber vielleicht habe ich ja auch am Ziel vorbei formuliert?
      Für andere Publikationen als dieses Blog habe ich noch nicht geschrieben – oder zumindest noch nichts, was auch veröffentlicht worden wäre. Aber für den Augenblick reicht’s mir auch, vor kleinem Publikum meine Gedanken auszubreiten: Letztlich gilt ja auch, was du schreibst: Man sollte nicht zu hoch fliegen wollen, sonst verbrennt man sich leicht die Flügel.

      Viele liebe Grüße zurück, und hoffentlich bis demnächst mal wieder!

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