Der Blick zurück, der Blick nach vorn

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, da dachte ich mir, es ist ein guter Zeitpunkt, um zurückzuschauen und zu reflektieren – das machen viele andere auch so, privat und im Freundeskreis, aber auch im Fernsehen, in der Zeitung, in den Online-Medien blickt die Republik zurück auf das vergangene Jahr und fragt sich: Was war da eigentlich los? 

Am 6. Januar erschien der erste Artikel auf www.klangdeslichts.de, und es war ja wohl auch höchste Zeit: Schon seit der Erfindung der Bloggerei hatte ich mich mit dem Gedanken getragen, öffentlich zu schreiben – mich aber nie so recht getraut. „Was sollen denn die Leute denken“, das war die Frage, die ich mir immer wieder stellte, „wenn ich einfach so meine Gedanken, unsortiert und ohne jede Fremdkontrolle, ins Internet stelle, wo sie jeder lesen kann?“ 

Ja, was sollen denn die Leute denken? 

Darüber machte ich mir kaum Gedanken, als ich 2015 einen kleinen Text formulierte, in dem ich mir Gedanken über Don Quixote machte… und vielleicht auch über mich? Ich schickte diesen Text per Mail an ein paar mir vollkommen fremde Menschen in diversen Redaktionen dieser Republik – sowie an liebe Freundinnen und Freunde, weil ich von Fremden keine direkte Antwort erwarten konnte. Aber trotzdem ein irgendwie qualifiziertes Feedback erhoffte. Ich war neugierig. Und ich wollte einfach sehen, was passieren würde. 

Was passierte: Ich spürte Feedback auf meine Thesen, las zwischen den Zeilen diverser Publikationen Anspielungen, die nur auf mich gemünzt sein konnten, schrieb weitere Texte, schickte auch diese an die Redaktionen und trat so in einen (vielleicht nur gefühlten) Dialog mit der öffentlichen Meinung. Eine meiner besten Freundinnen riet mir dann im Jahr 2016, jetzt doch wirklich ein Blog zu starten. Ich dachte lang und hart darüber nach, und gegen Ende des Jahres erschienen zwei Texte, die mich endgültig darin bestärkten, dass die Zeit reif war, an die breite Öffentlichkeit zu gehen. 

Und was waren das für Texte? 

Der erste Text, der mich triggerte, war ein Dialog mit einer guten Fee von Benjamin Maack, das ich schon an anderer Stelle auf diesem Blog verlinkt habe. Er erschien an Heiligabend und war für mich eins der schönsten Weihnachtsgeschenke des letzten Jahres. Deshalb an dieser Stelle nochmal, in öffentlicher Form und coram publicam: Herzlichen Dank an den Herrn Maack. 

Der zweite Text, dem dieses Blog seine Existenz zu verdanken hat, ist eine Jahresprognose von Sibylle Berg, die letztes Jahr an Silvester erschien. In ihr versprach Frau Berg, dass das neue Jahr „kompliziert, aber nicht hoffnunglos“ werden würde. Ihre Worte machten mir Mut, und so entschloss ich mich zu bloggen. Mein Schwager half mir dabei, das Blog aufzusetzen, oder besser: Er richtete alles ein und erklärte mir die Grundfunktionen. So konnte ich dann gleich losschreiben. Erst mal mit der Vorgabe, ein „Fotoblog“ zu etablieren, aber immer in der Gewissheit, dass mittelfristig auch noch andere Themen hinzukommen könnten. 

Und dann kam der Sommer… 

Vorerst aber blieb ich auf dem Blog brav beim Foto-Thema, und alles, was darüber hinausging, teilte ich erst einmal mit den diversen Redaktionsstuben und mit Menschen des persönlichen Vertrauens. Ich verkündete die „Wahrheit[TM]“, die sich mir offenbart hatte, erst einmal nur in kleinem Kreis, um zu sehen, wie die Menschen auf sie reagieren würden. Und das Feedback, das mich erreichte, war ja zum Teil auch durchaus positiv, in jedem Fall aber lehrreich. 

Die Weihnachtsausgaben von SPIEGEL und ZEIT waren es dann, die mir den Mut gegeben haben, Die Wahrheit[TM] hier zum Download anzubieten – und die Tatsache, dass sich auf absehbare Zeit vermutlich eh keiner dafür interessieren wird, das oben verlinkte .zip-File herunterzuladen. Es gibt im Internet so viel, das auf den ersten Blick spannender erscheint. Und www.klangdeslichts.de ist jetzt nicht sooo ein schrecklich populäres Blog, wenn ich meine Zugriffszahlen analysiere und die schiere Menge an Kommentaren ansehe, die hier im letzten Jahr so aufgelaufen sind. 

Kommunikation ist keine Einbahnstraße. 

Aber Internet-Kommentare werden ja genauso überbewertet wie Likes in sozialen Netzen: Im persönlichen Umgang mit Familie und Freunden, mit Kollegen, Nachbarn und mit Fremden hat sich gezeigt, dass die Bloggerei im Alltag wirkt – manchmal habe ich das Gefühl, dass man mich tatsächlich liest, und manchmal fällt es dadurch leichter, auch ins Gespräch zu kommen. 

Und das ist einer der Punkte, den ich als „Key Learning“ des vergangenen Jahres (oder vielleicht sogar: Der vergangenen Jahre) bezeichnen möchte: Nichts ersetzt das persönliche Gespräch. So praktisch das Internet auch sein mag, um möglichst viele Menschen möglichst effektiv miteinander zu vernetzen, wenn es darum geht, dass Menschen sich verstehen sollen, dann müssen sie sich gegenseitig in die Augen schauen können. 

Der andere Punkt: Vertrauen ist der Anfang einer besseren Gesellschaft. „Du kannst doch heute keinem mehr vertrauen“, hat man früher oft gesagt – aber ohne ein gewisses Grundvertrauen kommt man als Mensch auf keinen grünen Zweig. Ohne ein gewisses Grundvertrauen ist es schwer, sinnvoll zu kommunizieren. Und ohne sinnvolle Kommunikation kommen wir als Individuen und als Spezies auf Dauer auf keinen grünen Zweig. 

Was bei dem Lernen über Kommunikation in diesem Jahr definitiv zu kurz gekommen ist: Das Reisen. In 2015 und 2016 hatte ich einige wunderbare Trips in ferne Länder unternommen, 2017 beschränkten sich die Reisetätigkeiten dann auf Pendelei zwischen Frankfurt/Main und Bonn am Rhein sowie ein denkwürdiges Wellness-Wochenende in der Eifel – das Hotel, in dem ich meine Batterien aufgeladen habe, könnte ich hier natürlich auch verlinken, aber (kein Ersatz für das persönliche Gespräch!) wer sich dafür interessiert, darf gerne fragen. 

Das Fotografieren ist im letzten Jahr definitiv auch zu kurz gekommen. Komisch eigentlich, dass es da ausgerechnet in dem Moment hakte, in dem ich anfing, über die Knipserei zu schreiben  – aber vielleicht lag es ja daran, dass auch das Auge mal eine kreative Pause braucht. Vor allem, wenn das Hirn sich darauf konzentrieren muss, Gedanken so zu formulieren, dass man sie auch guten Gewissens der Welt präsentieren kann. 

Gute Vorsätze? Klar! 

Wenn ich also einen Plan fürs neue Jahr fassen sollte, würde dieser Plan vermutlich so lauten: Mehr reisen, mehr knipsen. Und natürlich weiter bloggen, denn das hilft zumindest mir auch dabei, mit echten Menschen ins Gespräch zu kommen. Schön wäre es auch, das Leben ein wenig zu entrümpeln. Es hat sich eine Menge angesammelt in den Jahren, und von manchen Dingen muss man sich irgendwann einfach trennen, sonst werden sie zu Ballast. Eine banale Weisheit vielleicht, aber eine Weisheit ist’s auf jeden Fall. 

Weil manche Dinge aber zu schade zum Wegschmeißen sind, wird nächstes Jahr wohl auch viel verschenkt. Ob ich wohl mal ein „Gewinnspiel“ auf meinem Blog veranstalten sollte? Manche Blogger machen das scheinbar, um Produkte zu bewerben – einfach nur aus Nettigkeit über das Blog alten Kram zu verschenken wäre sicher eine charmantere Option. Mal schauen, ob und wann da hier was kommt. 

Reisepläne habe ich natürlich auch – Japan ist ein wunderbares Land, und für mich ist es auch ein Stück weit Heimat. Insofern wäre es vielleicht angemessen, den nächsten Heimaturlaub in Fernost zu planen. Und wenn’s gut läuft, könnte ich vielleicht auch mal wieder in die Fremde? Amerika habe ich noch nie besucht, und so ein Trip nach New York wäre sicher reizvoll. Allein reisen ist allerdings immer so eine Sache… vielleicht findet sich ja jemand, der mich begleitet? Schaun mer mal. 

Alles nix Konkretes 

In Japan sagt man, dass der Teufel lacht, wenn man vom nächsten Jahr spricht. Insofern sollte man alles, was ich hier schreibe, mit einer Prise Salz genießen… Könnte sein, dass alles völlig anders kommt, könnte sein, dass ich’s mir nochmal überlege. Könnte sein, dass es am Schluss wieder nur für Frankfurt-Bonn-Frankfurt reicht, ergänzt vielleicht durch einen Wochenendtrip nach Paderborn. Aber das wäre dann auch okay. 

Lass einfach kommen, das ist im Moment die Devise. 2017 war alles in Allem schon ein arg stressiges Jahr… Schätze, 2018 lasse ich es etwas ruhiger angehen. Und würde mich freuen, wenn du mich ein Stück weit auf meinem Jahresweg begleitest. 

Autor: Thomas

Geboren im Frühjahr 1969, vermutlich als Teil des Manjurian Program jahrelang darauf trainiert, die USA im Ernstfall zu verteidigen. Bei einem Aufenthalt in Japan sensibilisiert worden für amerikanische, russische und japanische Kriegsverbrechen, jahrelang als "Ronin Warrior" zwischen Ost und West unterwegs. Super Soldier. Kriegsheld. Iron Man.

4 Gedanken zu „Der Blick zurück, der Blick nach vorn“

  1. Frisch entdeckt, gleich reingelesen und sofort gestutzt: Dieses „Bloggen wollen und es erst Jahre später umsetzen“ kommt mir nur zu bekannt vor. Ich mag’s sehr, wie Du schreibst – und werde mich in den nächsten Tagen in Ruhe durchlesen 🙂 Alles Gute für 2018!
    Miriam

  2. Der Teufel vom letzten Jahr hat bald nichts mehr zu lachen – und wenn Du Thomas so schön weiter schreibst und noch mehr von diesen erstklassigen Fotos machst – dann bleibt der 2018er Teufel ganz bestimmt in seinem Keller!
    Arnd

    1. Warten wir’s mal ab… Die Fotos kommen im Moment ja alle nur aus dem Archiv, aber immerhin die Texte werden immer frisch produziert. Gibt aber auch viel Nachzudenken im Moment.
      Viele Grüße,
      Thomas

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