Es lässt sich nicht länger leugnen: Meine Tage bei Nintendo sind gezählt. Aktuell bin ich von der Arbeit freigestellt, hatte gestern ein Meeting mit einem meiner Vorgesetzten und der Personalabteilung, und bei diesem Meeting wurde mir noch einmal klar gemacht, dass ich über kurz oder lang raus bin. Die Tage, die ich jetzt noch habe, sind nicht mehr als eine Gnadenfrist, die mir dabei helfen soll, mein Leben neu zu strukturieren.
Aber das stört mich seltsamerweise nicht – ich habe im Moment alles ausgeblendet, was mich ablenkt, arbeite an der Verbreitung meiner großen Vision, treffe mich im virtuellen und im analogen Raum mit Menschen und versuche sie davon zu überzeugen, dass ich das nächste große Ding am Start habe: Die soziale Alchemie.
Was ist soziale Alchemie? Soziale Alchemie ist eine Wissenschaft, die ich im Jahr 2018 für mich entdeckt habe, und ihr Ziel ist es, aus Scheiße Gold zu machen. Allerdings nicht unbedingt aus dem realen Kot, den Mensch und Tier nun einmal ausscheiden, sondern aus der ganzen Scheiße, die jeder Mensch im Kopf hat: Wir alle denken viel, und viele unserer Gedanken drehen sich um irgendwelchen Scheiß. Die Kunst der sozialen Alchemie besteht darin, die Scheiße weiträumig zu verteilen, mit anderer Scheiße reagieren zu lassen… und daraus irgendwann Gold zu gewinnen.
Im Moment ist es mir noch nicht gelungen, meine Scheiße in Gold zu verwandeln, das gebe ich ehrlich zu. Aber erste Ergebnisse habe ich schon vorzuweisen: Aus der Scheiße in meinem Kopf habe ich den Europäischen Traum und die Agora-Theorie destilliert, einfach dadurch, dass ich die Scheiße weiträumig geteilt und auf Feedback gewartet habe. Das Feedback habe ich dann dazu genutzt, meine Gedanken zu raffinieren und zu verfeinern.
Natürlich, das hat mich in die Psychiatrie gebracht, und letztlich hat es mich wohl auch meinen Job gekostet: Ich bin mal wieder im Leben gescheitert. Aber in der Psychiatrie habe ich ein Netzwerk geknüpft, das mir helfen wird, wieder auf die Füße zu kommen. In der realen Welt sind meine Lebensumstände aktuell prekär, aber das stört mich nicht, solange meine Vision klar ist und solange ich meine Botschaft in der virtuellen Welt verbreiten kann.
Meine Botschaft ist eine Botschaft der Hoffnung: Wenn du im Leben hart auf die Schnauze fällst, wird dir dein Umfeld helfen, auf die Füße zu kommen… Wenn du ein Umfeld hast, auf das du dich verlassen kannst. Nach meinem ersten, grandiosen Scheitern im Jahr 1995 waren es Familie und Freunde, die mir zurück auf die Beine geholfen haben, nach meinem Scheitern 2018 waren es die Psychiatrie und Menschen aus dem Internet, die mir Kraft gegeben haben.
Alles, was mir jetzt noch fehlt, ist ein Manager, der mir hilft, meinen Alltag zu regeln und in der analogen Welt wieder Fuß zu fassen. Da hatte ich heute zwei Vorstellungsgespräche mit Kandidaten, die beide sehr erfolgreich liefen. Eine weitere Bewerberin hat mich kontaktiert, da wird sich also sicherlich jemand finden. Morgen früh kommt dann der Pflegedienst vorbei, vielleicht hilft der mir ja dabei, meinen Alltag in der analogen Welt zu strukturieren.
Kurz gesagt: In meinem Leben herrscht zwar im Moment ein arges Chaos, aber ich glaube, mit professioneller Hilfe kriege ich dieses Chaos in den Griff. Es gibt Grund zur Hoffnung: Ich bin zwar gescheitert, aber ich kriege mein Leben wieder in den Griff… dabei werden mir die Menschen in meinem Umfeld schon helfen. Und wenn ich mein Leben wieder im Griff habe, dann kann ich auch durchstarten und erfolgreich werden – es wird ja auch langsam wieder Zeit.
Thomas ich wünsche dir alles gute
Vielen lieben Dank, Björn… Wird schon werden. Ich habe ein gutes Gefühl bei dem Projekt, das ich jetzt angestoßen habe.