Liebes Tagebuch

Lange habe ich hier nichts mehr geschrieben: Ich war in Reha, und die Reha-Zeit war geprägt von einer „digitalen Diät“ – ohne PC, ohne Laptop, ohne WLAN, nur ausgerüstet mit einem Mobiltelefon und begrenztem Datenvolumen habe ich fünf Wochen im schönen Schwarzwald verbracht. Aber mittlerweile bin ich zurück in Frankfurt, also wird es Zeit, hier wieder was zu schreiben.

Aber was soll ich schreiben? Seit der Rückkehr aus der Reha fließt mein Leben in ruhigen Bahnen, ich bin von der Arbeit freigestellt und verbringe meine Zeit damit, den Kopf zu sortieren – es hat sich einiges angesammelt in den letzten Jahren, über das sich nachzudenken lohnt. Am wichtigsten von allen Fragen: Wie kriegen wir die „Schule des Itoismus“ auf die Beine? Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr wird mir klar: Diese Schule ist zu groß für mich allein, und das ist ja, was ich im Augenblick bin: Allein!

Bin ich denn allein? In der physischen Welt bin ich das schon – in der virtuellen Welt bin ich allerdings erschreckend gut vernetzt, da habe ich viele Kontakte auf der ganzen Welt, die mir auch fleißig schreiben… und denen ich nach Kräften Antwort gebe. Auch per Telefon vernetze ich mich immer weiter, trage meine Ideen in neue Ohren, neue Herzen, so zu schlagen wie meins. Erst gestern hatte ich ein spannendes Gespräch mit einer Frau, die ich auf LinkedIn kennengelernt hatte – und die eventuell noch eine tragende Rolle in meiner Geschichte spielen wird.

Hoffnung – das ist es, wovon ich mich im Moment ernähre. Die Hoffnung, dass mein großer Durchbruch doch noch möglich ist. Ich träume schon davon, dass die BILD mich auf die Titelseite hievt, eine passende Schlagzeile hätte ich auch schon parat:

„Der Irre von Frankfurt: Die deutsche Antwort auf Mohammed?“

Der SPIEGEL könnte mich natürlich auch auf die Titelseite bringen, vielleicht schon nächstes Jahr. Die Schlagzeile? „Der Erlöser?“ – natürlich mit Fragezeichen, weil es ja gar nicht sicher ist, ob ich wirklich der Erlöser bin… aber in einer meiner zahlreichen Mails an die Medien habe ich einmal geschrieben, ich sei der Stier der Göttin, der den Karren des Planeten aus dem Dreck zieht – oder sich als Opfer zum Altar führen lässt, ganz wie es sein Schicksal will.

Und da haben wir ihn wieder: Meinen impliziten Todeswunsch. An Selbstmord denke ich auch, jeden Tag, aber bis jetzt ist es mir noch immer gelungen, den Gedanken von mir wegzuschieben… Schließlich habe ich noch eine Mission auf dieser Erde, eine heilige Mission sogar: Die Menschheit aus der Misere zu führen, in die ich sie nicht selbst hineinmanövriert habe.

Die beste Frau von allen sagt mir ja immer, ich brauche die Welt nicht zu ändern, weil die Welt perfekt ist, wie sie ist. Perfekt auf ihre unperfekte Art. Vielleicht hat die beste Frau von allen ja sogar Recht. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass die Welt mich verändert hat – und dass ich jetzt zurückgeben möchte, was die Welt mir gegeben hat. Ja, ich will die Welt verändern… so, wie die Welt mich verändert hat.

Die einzige Frage ist: Wie schaffe ich das? Irgendwo habe ich gelesen, dass es nicht Individuen sind, die die Welt verändern, sondern Organisationen… und auch Christus hatte ja seine Jünger, die seine Botschaft weitergetragen und aus der Kirche eine mächtige Organisation geformt haben. Ich brauche also eine Organisation. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Nintendo meine Organisation wäre, dass Nintendo mir helfen könnte, die Welt zu verändern. Aber Nintendo hat mir klar gemacht, dass ich meine eigene Organisation gründen muss, wenn ich mein Ziel verfolgen will.

Jetzt ist Unterstützung vonnöten: Wer hilft mir, meine Organisation aufzubauen? Auf den sozialen Medien finde ich (manchmal) Hilfe und Feedback, und auch in der Nachbarschaft erhalte ich Support. Die Familie unterstützt mich, so gut sie kann… Was mir im Moment jedoch fehlt, das ist Struktur, ein geregelter Alltag und Leute, die mich in diesem Alltag unterstützen.

Aber das wird sich schon alles finden: Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut, und ich stehe ja noch am Anfang meiner Karriere als globaler Vordenker. Es kann noch viel passieren in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren – ich muss der Welt nur eine Chance geben, sich an mich zu gewöhnen.

Autor: Thomas

Geboren im Frühjahr 1969, vermutlich als Teil des Manjurian Program jahrelang darauf trainiert, die USA im Ernstfall zu verteidigen. Bei einem Aufenthalt in Japan sensibilisiert worden für amerikanische, russische und japanische Kriegsverbrechen, jahrelang als "Ronin Warrior" zwischen Ost und West unterwegs. Super Soldier. Kriegsheld. Iron Man.

2 Gedanken zu „Liebes Tagebuch“

    1. Großartiger Gedanke, Tobias!
      Ich sehe mich ja im Moment auch als rein virtuellen Propheten… aber es hilft wohl alles nichts: Ich muss auch mehr Menschen in der analogen Welt erreichen, um meine frohe Botschaft zu verbreiten. Daran arbeite ich im Moment noch, mal sehen, wohin die Reise führen wird.

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