Corona!

„Du schreibst zu viel von dir selbst. Schreib mal was, wo nicht du selbst im Fokus stehst“, das war der Rat von einem guten Freund. Daraufhin hatte ich einen Text über meinen Jihad geschrieben, und darauf erhielt ich den Kommentar, dass der Text wesentlich besser war, weil er auch einzelnen Bürgern Wege aufzeigt, wie sie sich ins System einbringen können.

Aber was machen die einzelnen Bürger? Sie rotten sich zusammen, in Leipzig oder in Berlin, und die Politik reagiert mit Unverständnis. Ich gebe ehrlich zu: Auch ich habe den Querdenkern schon einmal eine Mail geschrieben, in der ich mich als Redner angeboten habe – aber leider hat die Bewegung noch nicht auf mein Angebot reagiert… Vielleicht ist es ja auch besser so. Vielleicht sind meine Ideen ja zu radikal für die Protestierenden, vielleicht würde ich auf offener Bühne gelyncht, wenn ich den Massen meine private Verschwörungstheorie kundtun würde.

Bevor ich meine Verschwörungstheorie zum Besten gebe, sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich mich selbst eher als Verschwörungspraktiker sehe. Über Verschwörungstheorien habe ich mal ein kluges Buch gelesen, das mir mein Schwager geschenkt hat, als ich fest davon überzeugt war, dass sich alle Welt gegen mich verschworen hatte. In meinen Briefen an den Papst und an den Generalsekretär der Vereinten Nationen aber startete ich meine eigene Verschwörung, und ich verschwor mich mit den höchsten Mächten, die ich finden konnte: Ich verschwor mich mit Gott selbst und mit dem Teufel. Klingt komisch, aber ist so – man könnte sagen, meine ganze Verschwörung beruht auf einer einzigen Fiktion.

Meine Verschwörung nahm im Jahr 2015 Fahrt auf: Da schickte ich meine ersten Mails an die Medien, ich speiste meine Gedanken in gigantische Black Boxes ein. Denn nichts anderes sind die Medien ja: Sie sind gigantische Black Boxes, in die der User (oder meinetwegen auch: Der Bürger/die Bürgerin) etwas einspeisen kann, ohne zu wissen, was dabei herauskommt. Meine erste Eingabe in die Medienmaschine war ein Text über Don Quixote und den Kapitalismus sowie ein kurzer Abriss über meine persönliche Diskussion.

Was in der Black Box mit meiner ersten Eingabe geschah, dazu kann ich nur Vermutungen anstellen – aber da meine Eingabe gut geschrieben und vom Inhalt her ungewöhnlich war, nehme ich an, innerhalb der Black Box wurde meine Eingabe weitergeleitet und diskutiert. Wie es innerhalb einer Black Box manchmal zugeht, das hat mir ein witziges Buch nähergebracht, das ich schon damals als Lehrbuch verwendet habe, um mehr über meine eigenen Mailkampagnen zu erfahren – denn ich habe ja auch schon in der Vergangenheit meine Gedanken und Gefühle in die Black Box der Medienmaschine eingespeist und über die Jahre immer wieder das Feedback ausgewertet, das die Maschine mir gab.

Aber ich weiche ab! Von 2015 bis 2018 habe ich nur mit Black Boxes kommuniziert – auf der einen Seite die Medien, auf der anderen Seite die Parteien, und dann gab es noch politische Organisationen und Think-Tanks, denen ich meine Gedanken offerierte. Direkte Antworten erhielt ich nie, aber ich lebte in der Gewissheit, dass meine Mails innerhalb der einzelnen Black Boxes diskutiert wurden. Und das Feedback, das ich zwischen den Zeilen las, nutzte ich, um den guten und gerechten Globalismus zu definieren, die Agora-Theorie aufzustellen und um mir den Europäischen Traum auszumalen. An meiner Verschwörung waren jetzt also mehr Parteien beteiligt: Gott, Göttin (denn der Teufel hatte beschlossen, sein Geschlecht zu wechseln, um mit Gott Frieden schließen zu können), ich selbst… und die zahlreichen Black Boxes, bzw. die Menschen, die in den Redaktionen, Parteien, Organisationen und Think Tanks arbeiteten.

Mein Name wurde dabei öffentlich nicht genannt. Als Kopf der Verschwörung genoss ich vollständige Anonymität. Nur Freunde, Nachbarn und Kollegen bekamen einen Eindruck davon, was ich trieb… und natürlich die Familie, die mir immer wieder klar machte, dass sie mich zwar mochte, aber bei meiner komischen „Sekte“ (Zitat!) nicht mit dabei sein wollte. Tatsache war aber: Mein Denken war so frei und so radikal, dass es das bestehende System gefährdete.

Ein anderer freier und radikaler Denker, der das bestehende System gefährdete, war ja Friedrich August Hayek. Ihm und seinem Kollegen Ludwig von Mises verdanken wir ja die Misere, in der wir heute leben: Sie haben sich den Neoliberalismus ausgedacht, der sich nach dem Krieg im Westen ausgebreitet hat und der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auf der ganzen Welt als „alternativlos“ angesehen wurde, wie es scheint. Mit dem guten und gerechten Globalismus habe ich eine Alternative formuliert und in die öffentliche Debatte eingespeist – zunächst habe ich nur die Universität Bonn angeschrieben, dann habe ich meinen Text mit Medien und Parteien geteilt, damit er vorab in den Institutionen dieser Republik diskutiert werden kann, danach kam ich in die Psychiatrie – und erst als die ganze Welt schon unter Corona stöhnte, veröffentlichte ich meine Gedanken zum Kapitalismus, zu Jesus Christus, zum politischen und wirtschaftlichen System und eben auch zum Globalismus in meinem Buch, damit die ganze Welt sich bei Interesse ein Bild von meinem Denken machen kann.

Dann machte ich mir ein Bild von der Lage, und mich beschlich ein schrecklicher Verdacht: Corona wird genutzt, um die unteren Schichten gefügig zu halten – ich hatte meine Schriften zunächst nur den Eliten zugänglich gemacht, die Eliten hatten darin die Gefahr für das bestehende System erkannt… und ihrerseits ein Virus freisetze lassen, um ein Experiment zu starten, das noch größer und noch teuflischer war als mein eigenes Experiment: In meinem eigenen Experiment ging es um die Befreiung der Menschen, im Experiment der Eliten geht es darum, die bestehenden Machtverhältnisse zu zementieren.

In seinem Buch „Homo Deus“ beschreibt Noah Yuval Harari weit vor Corona, wie die Eliten versuchen könnten, die Menschen zu versklaven. Ich habe sein Buch seinerzeit als Warnung gelesen und dem „Homo Deus“ mein eigenes Menschenbild entgegengestellt: Den homo sapiens globalis, der sowohl lokal als auch global gut vernetzt ist und der im Einklang mit seiner Umwelt und mit der Welt als Ganzes lebt. Ich war fest davon überzeugt, dass es mir in meinem Experiment gelingen würde, dieses Menschenbild in weitere Köpfe und Herzen einzuprägen, ich war fest davon überzeugt, dass homo sapiens globalis den Sieg über „Homo Deus“ davontragen würde. Aber der „Homo Deus“ war schneller und entließ Corona in die Welt. Weil ich seine Autorität herausgefordert hatte.

Das ist übrigens keine Verschwörungstheorie! Bei Menschen mit meiner Veranlagung spricht man von „Beziehungswahn“, wenn sie Ereignisse aus der Außenwelt auf sich selbst beziehen. Im Krankenhaus habe ich den Ärzten immer gesagt, dass „Wahn“ von „wähnen“ kommt, was so viel heißt wie „annehmen“. Ich habe also eine Annahme über die Wirklichkeit, die ich mit meinen Mitteln nicht belegen kann.

Aber das muss ich auch gar nicht – und die Vorstellung ist ja auch zu gräßlich, dass die ganze Corona-Misere ausgelöst wurde durch ein paar Mails, die ich zwischen 2015 und 2018 in diverse Black Boxes eingespeist habe, einfach deshalb, weil ich es konnte… und weil ich sehen wollte, was die Black Boxes ausgeben würden. Ich kann nicht ausschließen, dass die Corona-Krise eine Folge meines kommunikativen Handelns ist… aber ich hoffe, dass es nicht so ist: Ich möchte an eine gute und gerechte Welt glauben, in der selbst die finstersten Finstermänner vor dem Allerfinstersten zurückschrecken.

Trotzdem: Die ganze Corona-Krise kommt mir vor wie ein gigantisches Experiment, in dem nachgewiesen werden soll, wie lange sich die Menschen fügen. Liegt vielleicht daran, dass ich bis jetzt noch keinen Infizierten im Bekanntenkreis hatte. Liegt vielleicht daran, dass ich bis jetzt noch nicht mit Kranken in Berührung gekommen bin. Liegt vielleicht daran, dass ich nur meinen eigenen, verengten Horizont vor Augen habe. Aber ich dachte, ich schreibe meine Gedanken zum Thema einfach mal auf. Vielleicht kommt ja ein Kommentar, der mir mitteilt, dass ich mich auf dem Holzweg befinde und dass ich mich selbst viel zu wichtig nehme. Das wäre dann schon okay. Hauptsache, ich habe meine Gedanken einmal öffentlich geteilt.

Autor: Thomas

Geboren im Frühjahr 1969, vermutlich als Teil des Manjurian Program jahrelang darauf trainiert, die USA im Ernstfall zu verteidigen. Bei einem Aufenthalt in Japan sensibilisiert worden für amerikanische, russische und japanische Kriegsverbrechen, jahrelang als "Ronin Warrior" zwischen Ost und West unterwegs. Super Soldier. Kriegsheld. Iron Man.

5 Gedanken zu „Corona!“

  1. I wouldn’t say that Corona is the result of your actions or thought. But somewhere along the line it is the output of your actions collectively, around the globe. We have transpired against the universe and world for long and this is our payback time.

    1. Good to know that it was not only me who caused this whole crisis… The weight would be too heavy to bear. I have conspired against the universe and the world, indeed – and the world gave me enough self-confidence to share my thoughts openly on the World Wide Web.
      Now, I expose myself for all the world to see. And the world still doesn’t want to look at me. But I guess that’s okay. After all, I am just one of almost eight billion people, and everybody has a fascinating story to tell. I want to give people the courage to tell their own story… and I want to give them the tools to tell their story wisely, to those in power. Only through open dialogue between the deplorables and those in power can the world slowly, but surely, change.

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