In den letzten Beiträgen habe ich viel über mich selbst geschrieben. Und über meine Pläne, reich und berühmt zu werden. Dafür bekam ich zwar keine Kommentare, aber ein direktes Feedback am Telefon: Ich solle doch nicht meine Person ins Zentrum des Interesses rücken, sondern mehr über meine Ideen schreiben – sonst entstehe der Eindruck, es gehe in diesem Blog (und in meinem Leben) nur um mich.
Das ist aber nicht der Fall: Zwar ist dieses Blog mein privates Tagebuch, und da schreibe ich natürlich auch über mich, aber dieses Blog ist ja auch öffentlich einsehbar – da muss ich mich bemühen, dem Leser einen Mehrwert zu bieten. Das sehe ich ein. Also, was gibt es zu berichten?
Ein Thekenkumpel hat mir vor dem Lockdown gesagt, es sei unglaubwürdig, wenn ich den Kapitalismus abschaffen wolle und dann mein Buch auf Amazon zu einem relativ hohen Preis anbieten würde. Ich habe ihm dann „Der Troll der Republik“ als PDF-Datei zugeschickt, damit er sich kostenneutral mit meinem Denken auseinandersetzen könnte. Und damit auch meine Freunde davon profitieren können, habe ich ihnen allen das PDF geschickt. Und sie alle eingeladen, das PDF mit ihren Freunden zu teilen, damit über meine Ideen auch mal diskutiert werden kann.
Als wäre das nicht genug, habe ich das PDF auch noch ans Bundesministerium für Arbeit und Soziales geschickt: Die Kollegen dort haben einen Wettbewerb zum Thema KI ins Leben gerufen, und an diesem Wettbewerb wollte ich mich beteiligen. Zwar habe ich mit klassischer KI relativ wenig am Hut, dafür habe ich aber in meinem Experiment (denn nichts anderes war die Definition des „Itoismus/Globalismus“ ja) ein viel mächtigeres Werkzeug entdeckt: Die „virtuelle Intelligenz“.
Was ist „virtuelle Intelligenz“? Es ist Schwarmintelligenz, gepaart mit individueller Intelligenz und künstlicher Intelligenz: Alles, was ich in meinem Experiment gelernt habe, haben mir ja echte Menschen beigebracht, mit denen ich mich entweder im Internet oder im öffentlichen Raum getroffen habe, und Postings auf meiner Timeline bei Facebook oder LinkedIn. In gewisser Weise trägt also auch der Algorithmus der großen sozialen Netze dazu bei, meine „virtuelle Intelligenz“ zu erhöhen. Dass der Begriff „virtuelle Intelligenz“ an anderer Stelle schon ganz anders definiert ist als in meiner kleinen Welt, stört mich im Moment übrigens kaum: Über kurz oder lang wird sich meine Definition durchsetzen, oder zumindest wird sie parallel zur Virtual Intelligence existieren können, die sich zurzeit noch auf Wikipedia findet.
Die Mail aber, die ich ans BMAS geschrieben habe, habe ich auch ans BMBF weitergeleitet: Letztlich ist das, was ich in meinem Experiment betrieben habe, ja genau das – Bildung und Forschung. Bis jetzt noch nicht gefördert aus Bundesmitteln, sondern rein privat finanziert… aber das muss ja nicht ewig so bleiben. Dem Ministerium habe ich klargemacht, dass ich gerne Unterstützung vom Staat hätte, um meine Forschung weiterführen zu können. Eine ähnliche Forderung hatte ich ja schon an den Bundespräsidenten gerichtet, und aus seinem Haus hatte ich nach einigem Nachhaken sogar Antwort erhalten.
Und das ist wahrscheinlich das, was ich als das Geheimnis der „sozialen Alchemie“ bezeichne: Es ist in der Demokratie jedem Bürger und jeder Bürgerin möglich, sich mit Ideen, Vorschlägen und Visionen ins System einzubringen. Am Anfang, in den 90er Jahren, haben die Leute mich für verrückt gehalten, wenn ich Briefe an den Papst oder an den Generalsekretär der Vereinten Nationen geschickt habe – ich aber wusste: Ich hatte eine große Aufgabe, die ich unmöglich allein würde bewerkstelligen können. Ich brauchte starke Hilfe, und ich brauchte auch Förderung, um meine Mission erfüllen zu können. Und starke Hilfe habe ich ja auch bekommen: Meine Briefe an den Papst, den Generalsekretär und all die anderen waren ja nur Hilferufe, und sie wurden tatsächlich erhört – auch, wenn viele meiner Briefe nie direkt beantwortet wurden.
Aber wo kämen wir hin, wenn jeder so handeln würde wie ich? Was wäre, wenn alle Armen, Entrechteten und psychisch Kranken sich mit ihren Geschichten, mit ihren Schicksalen und auch mit ihren Ideen an die Eliten wenden würden? Dann würde das System vermutlich zusammenbrechen, die Eliten wären schier überlastet mit der Menge an Zuschriften… oder das System würde sich langsam ändern: Die Eliten würden die zahlreichen Anfragen an ihre Manager weiterreichen, die Manager würden ihre Angestellten beauftragen, sich darum zu kümmern, und die Armen, Entrechteten und psychisch Kranken würden in den Fokus geraten – ihre Schicksale würden zu dem Stoff, der das System langsam von innen heraus verändert.
Das ist es, was der Film Inception mir bewusst gemacht hat: Meine Ideen, meine Träume, meine Visionen habe ich ins Unterbewusstsein des Systems eingepflanzt – und das System, der Kapitalismus selbst, hat auf meine Ideen, meine Träume, meine Visionen reagiert. Das System hat mir einen Job auf dem silbernen Tablett serviert, in dem ich erst einmal lernen konnte, innerhalb des Systems zu funktionieren. Erst als ich gesehen habe, welche monströsen Nebenwirkungen mein kommunikatives Handeln hatte, habe ich meinen Mut zusammengenommen und meine Ideen, meine Träume, meine Visionen neu definiert – und bei der Neudefinition habe ich mir helfen lassen von Medien und Politik. Dabei sind Medien und Politik an ihrer Aufgabe, mir bei der Selbstfindung zu helfen, fast selber irr geworden – ich war schockiert von einigen Reaktionen des Systems auf meine Mails und Briefe. Und was viel schockierender war: Das Unverständnis meiner Umwelt, wenn ich die Ereignisse der deutschen und globalen Politik mit meinem kommunikativen Handeln in Verbindung brachte.
Dabei ist es doch eine Binsenweisheit: Die Eintrittswahrscheinlichkeit von Ereignissen lässt sich durch Information und Kommunikation beeinflussen. Manchmal spielt auch die ZEIT eine entscheidende Rolle: Meine ersten Versuche in sozialer Alchemie liefen so ab, dass ich Briefe an die großen Tiere schrieb, in denen ich mich und meine Ideen ganz bescheiden vorstellte und um Unterstützung warb. Es dauerte lang, bis die Welt darauf reagierte… aber sie reagierte unter anderem damit, dass sie mir einen Traumjob bei einem Traumarbeitgeber bot. Von 2015 bis 2018 habe ich offensiver kommuniziert: Da habe ich Mails an die Medien geschrieben, und die Medien konnten meine Mails in Sekundenschnelle weiterleiten und diskutieren. So habe ich die Republik mitgeformt, zumindest in meiner eigenen Realität.
Was ich getan habe, kann im Prinzip jeder Bürger tun: Sich mit Eingaben an Ministerien und Leserbriefen an die Zeitungen am demokratischen Diskurs beteiligen. Allein, in den Zeiten von Social Media tut das kaum noch jemand… und das ist eben das Problem: Die Menschen ziehen sich zurück in ihre eigenen Filterblasen, und sie reden nur noch mit Gleichgesinnten. Das führt dann dazu, dass die Menschen einen Präsidenten wie Donald Trump wählen, der auch nach seiner Abwahl noch eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Eben, weil er immer noch in der Welt ist – und weil er weiter seine Anhänger hinter sich weiß.
Eine Lösung des Problems, die ZEIT vorschlägt: Einfach mal über den Kapitalismus reden, der das Problem Trump (und zahlreiche andere Autokraten) ja erst hervorgebracht hat – das System ist problematisch, und Donald Trump nur ein Symptom von vielen.
Aber wenn man den Kapitalismus abschaffen will, dann wird man gerne an Pol Pot erinnert und die Roten Khmer. Die waren „eher links“ und haben eine grausame Diktatur erschaffen… Ja, mit solchen Bezugsgrößen werde ich auch konfrontiert auf meinem Weg zum guten und gerechten Globalismus. Dabei bin ich überzeugter Pazifist!
Und überhaupt – Andersdenkende exekutieren lassen, das ist nicht mein Weg: Die Agora-Theorie besagt schließlich, dass das System der Marktwirtschaft nur überwunden werden kann, wenn auf der Agora lebhafte Debatten geführt werden, wenn jeder sich nach seinen Möglichkeiten ins System einbringt und seinen Beitrag zur Diskussion leistet. Was es aber mit der Agora genau auf sich hat, dazu habe ich schon vor langer Zeit einen Text geschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob er auch so weit gelesen und verstanden wurde, wie ich mir das wünschen würde, deshalb verlinke ich ihn hier einfach noch einmal.
Und was hat das alles mit Jihad zu tun? Der wahre Jihad, so hat es wohl der Prophet selbst einmal gesagt, ist der innere Kampf des Muslims um die Reinheit des wahren Glaubens. Zumindest aber habe ich es irgendwann einmal gelesen. In meinem Jihad geht es darum, Ungläubigen meine Weltsicht zu offenbaren – und sie freundlich einzuladen, mit mir über meine Weltsicht zu diskutieren. Nicht mit Feuer und Schwert will ich meinen Glauben in die Welt tragen, sondern mit Geduld und Liebe. Und mithilfe des Internet – ohne dieses wunderbare Werkzeug zur persönlichen Breitbandkommunikation wäre es mir gar nicht möglich, die Menschen zu erreichen, die ich erreichen will.
Mein Jihad fing an im Winter 1994/95 – da habe ich erstmals gepredigt, damals noch in Bonn, damals noch vor einzelnen Personen und von Angesicht zu Angesicht. Mein Scheitern war vorbestimmt. Jetzt predige ich vor den Augen der ganzen Welt, im Internet – da, wo es jeder sehen kann. Und vernachlässige darüber mein reales Selbst, weil die Mission, auf der ich bin, so viel größer ist als ich selbst. Mein Jihad ist schon eine harte Nummer… aber in den letzten Monaten habe ich das Gefühl, am Ende ist er vielleicht von Erfolg gekrönt.
Ein Gedanke zu „Mein Jihad“