Letzte Woche meinte meine Therapeutin zu mir, ich solle mir mal Gedanken machen über die Begriffe „Selbstliebe“ und „Selbstfürsorge“. Und erst heute sagte sie, ich solle über „Selbstmitgefühl“ nachdenken. Das alles seinen Eigenschaften, die mir fehlen – das war wohl ihre implizite Kritik.
Und vielleicht hat sie ja sogar Recht. Vielleicht fehlen mir diese Eigenschaften, weil ich selbstlos geworden bin. Aber wie konnte es so weit kommen?
Die Entwicklung fing wohl schon in weiter Vergangenheit an, als ich, einsam und verzweifelt, wie ich war, einen Brief an Thomas D schrieb. Ich war im Leben gescheitert, und ich bat Thomas um (finanzielle) Unterstützung bei der Verwirklichung meiner Lebensziele: Die Welt wollte ich retten, und dafür wollte ich der beste Manager des Planeten werden… und war im ersten Anlauf krass gescheitert.
Mein Brief wurde nie direkt beantwortet – aber in Songs der Fantastischen Vier wurde mir seitdem beständig Mut gemacht. Und so schrieb ich immer weiter Briefe, auch an die Mächtigen und Mächtigsten der Welt, in denen ich auf mich und meine Ideen aufmerksam machte. Ich suchte die Verbindung zu den ganz Großen, und so infiltrierte ich das Unterbewusstsein des Planeten – das ist meine These. Meine These lautet: Meine Briefe stießen auf Interesse, sie wurden gelesen und weitergereicht, und meine Idee, dass ich die Welt retten könnte, pflanzte sich fort. So war ich dann nicht mehr der einzige Weltenretter.
Im Jahr 2001 aber machte ich einen tragischen Fehler: Ich teilte die Grundideen des MSC mit mächtigen Parteien und hoffte, dass diese Parteien mir helfen würden, meine Ideen weiterzuentwickeln… Stattdessen wurden meine Ideen gestohlen und pervertiert, und das war wohl mit einer der Gründe, warum ich 2002 wieder in der Psychiatrie landete. Hier brachte mir Shakira ein Ständchen, und aus ihrem Lied schöpfte ich neue Kraft: Ich war sicher, Shakira sang nur für mich. Und ihre Botschaft war: Du schaffst das schon!
Geschafft habe ich es dann in den Jahren 2015 bis 2018: In diesen drei Jahren definierte ich für mich selbst den Itoismus/Globalismus, und ich offenbarte wildfremden Menschen, wie es in meinem Innersten aussah. Damit legte ich den Grundstein für die Veränderung der Welt.
Denn das ist es ja, was ich erreichen will: Ich will die Welt verändern! Die Welt, so wie sie ist, hat mich immer wieder in die Psychiatrie geschickt – obwohl ich doch gar nicht krank bin. Oder wenn ich krank bin, dann bin ich es nur, weil die Welt mich krank gemacht hat: Der Grundgedanke, der mich bei der Erstellung des MSC leitete, war Liebe… und die, die mein Konzept gestohlen und pervertiert haben, ließen sich leiten von der Gier nach Macht und Geld.
Jahrelang lebte ich in der festen Überzeugung, dass das MSC die Welt verändert hat… und jahrelang fühlte ich mich schuldig. Ich musste einfach handeln! Ich musste meine Lehre ausformulieren, ich musste der Menschheit eine Chance geben, über mich und meine Ideen zu diskutieren.
Ich gehe davon aus, dass über mich diskutiert wird… zumindest ein guter Freund meinte heute zu mir, in der Nachbarschaft fragten die Leute besorgt, was bloß mit mir passiert wäre?
Was ist mit mir passiert? Ich habe mein Selbst aufgegeben, ich bin jetzt Teil von etwas Größerem: Mein persönliches Schicksal habe ich verwoben mit dem Schicksal der gesamten Menschheit. Das fühlt sich zwar manchmal ein wenig seltsam an, und wenn ich es hier in einem Blog formuliere, der prinzipiell für jeden einsehbar ist, dann klingt das sicher arg nach Hybris, aber so empfinde ich mein Leben nun einmal: Ich muss in diesem Leben tun, was ich kann, um meine Ideen in möglichst viele Köpfe einzupflanzen.
Ein ganz klein wenig fühle ich mich dabei wie der Erfinder des Neoliberalismus: Mit absoluter Gewissheit, dass ich einen bahnbrechenden Gedanken hatte, versuche ich diesen Gedanken zu verbreiten – und wenn ich auf Unverständnis stoße, dann spornt mich dieses nur noch mehr an, meine Gedanken zu verfolgen.
Das Problem bei der ganzen Sache: Freunde und Kollegen spiegeln mir von Zeit zu Zeit, dass ich mich verrenne… und vor lauter Begeisterung für die Sache, für das Große, Ganze, lasse ich es an Selbstliebe, Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl mangeln. Dafür habe ich jede Menge Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl – was ja schon mal kein schlechter Ausgangspunkt für ein freies und selbstbestimmtes Leben ist.
Und was Liebe, Fürsorge und Mitgefühl angeht… Da würde ich sagen, das überlasse ich gerne meinen Nächsten: Grundsätzlich sollen die Menschen sich nämlich gegenseitig lieben, füreinander sorgen und Mitgefühl für Arme und Schwache zeigen – dass man sich darum selbst kümmern soll, halte ich für einen Auswuchs einer Zeit, in der zu viel Egoismus herrscht.
Kann sein, dass ich damit verkehrt liege. Kann sein, dass ich mich wirklich mehr um mich kümmern sollte. Aber wenn ich die Wahl habe, dann kümmere ich mich lieber um meinen Nächsten als um mich selbst… und hoffe, dass der eine oder die andere es mir vergilt.
Mal sehen, wie es mit mir weitergeht… auf jeden Fall bleibt es spannend: Seit ich mich am medialen Diskurs beteilige, habe ich viele neue Freunde gefunden und fühle mich auch viel lebendiger – und das ist doch, ganz unabhängig davon, ob ich mich jetzt liebe oder nicht, ein anständiges Gefühl.